Trends und Themen
Das neue Glamourgemüse
von Laelia Kaderas
Culinary Misfits: 15.000 Euro für kulinarische Kuriositäten
Wohlgeformt und normgroß muss Gemüse sein, sonst kauft es niemand. Das wissen Händler aus bitterer Erfahrung. Dass es auch anders geht, wollen Lea Brumsack und Tanja Krakowski beweisen. Ihr Augenmerk gilt den schrägen Typen unter den Feldfrüchten: gebogenen Gurken, gespreizten Möhren, krummen Kartoffeln, geplatzten Radieschen, verbeulter Bete.
Ausgerechnet diese Außenseiter stellt der Catering-Service Culinary Misfits in den Mittelpunkt. Er serviert Rohkost-Männchen, Pastinakenkuchen, verdrehten Rettich im Glas, Karottengrün-Pesto oder Rote-Bete-Pralinen. Bislang an einem mobilen Essensstand oder als Catering, künftig in einem eigenen Laden. Denn über Crowdfunding kamen jetzt 15.000 Euro zusammen – genug für den Anfang in eigenen Räumen in Kreuzberg oder Neukölln.
Vor allem die „Ausschuss-Ernte“ von regionalen Bio-Bauern sammeln die Initiatorinnen ein und verarbeiten sie zu vegetarischen und veganen Gerichten. So werten die Gründerinnen von Culinary Misfits auf, was sonst auf Feldern liegen bleibt, verrottet, untergepflügt oder verfüttert wird.
„Esst die ganze Ernte“, heißt ihr Credo. Lea Brumsack und Tanja Krakowski geht es nicht nur um die Rohstoffe und den Aufwand der Landwirte. Sie sehen in den kulinarischen Kuriositäten eine besondere Ästhetik – und die pflegen sie.
Die Welternährungsorganisation FAO schätzt, dass weltweit 30 Prozent der Lebensmittel verloren gehen oder weggeworfen werden. Andere Experten gehen sogar von 50 Prozent aus. Eine Studie des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz von 2012 beschäftigt sich damit, wie diese Zahl in Deutschland verringert werden kann.
Wenigstens die krummen Dinger vom Acker kommen jetzt wohl ans Licht. Ein Anfang scheint gemacht.
Foto:© Culinary Misfits